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Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn das Postfach voll ist mit “Guten Rutsch”, Weihnachtsgeschäft, Geschenkideen und Jahresrückblicken, steht das Ende des Jahres unmittelbar bevor – und bevor wir uns hier einreihen, zumindest ein Satz zu 2023 – einem Jahr, das manche direkt in eine Reihe mit dem Jahr 1712 stellen: Dem Jahr, in dem die Dampfmaschine erfunden wurde.

Und auch, wenn natürlich nicht absehbar ist, wie groß die Schritte werden, die wir 2024, 2025 oder 2026 gehen werden, so muss man schon sagen: Wer hätte Ende 2022 gedacht, dass wir heute im Journalismus über die Herausforderungen sprechen, die jetzt vor uns liegen. Denn: ChatGPT ist für die Öffentlichkeit am 30.11.2022 gestartet. Vor etwas mehr als einem Jahr.

Dass “Herausforderungen” hier aber nicht unbedingt bedeutet, dass wir bald alle unsere Jobs an den Nagel hängen können, zeigt diese Geschichte: Google hat, wie T3n berichtet, mit seiner KI-Tochterfirma Deepmind versucht, neue Stoffe herstellen zu lassen, die beispielsweise zur Produktion von Batterien benötigt werden könnten. Und bekam innerhalb eines Jahres etwa 2.000.000 hypothetische Ergebnisse – mehr als die Menschheit in ihrer Geschichte jemals produziert hätte. Das Ding ist: Diese Stoffe müssen jetzt erstmal in ein Labor gehen und dort auf Stabilität und Reproduzierbarkeit getestet werden.

Wir sehen also: KI kann uns mitunter nervige oder triviale, aber mĂĽhsame Aufgaben abnehmen – den Faktor Mensch kann sie aber bislang nicht ersetzen. Oder anders gesagt: Ich kann mir jederzeit eine Nagelpistole kaufen und innerhalb einer Minute 600 Löcher in die Wand setzen – wenn ich eigentlich nur ein einziges Bild aufhängen wollte, hilft mir das schnellste Werkzeug nicht. 

Um fĂĽr all das einen Rahmen zu bauen, sprechen wir in diesem Newsletter auĂźerdem ĂĽber die von “Reporter ohne Grenzen” formulierte KI-Charta. Dieses Papier soll 10 Regeln fĂĽr den Umgang mit KI im Journalismus definieren – also: Nagelpistole gut und gerne, aber nur dann, wenn wir wirklich wissen, wofĂĽr wir sie gebrauchen können. Zum Beispiel, wenn es darum geht, KI als solche auch zu identifizieren – dass das manchmal gar nicht so einfach ist, zeigt die Geschichte von Regierungssprecher Steffen Hebestreit, der diesen Monat erstmal klarmachen musste, dass eine KI-Fälschung des Bundeskanzlers wirklich auch nur eine solche ist. 

Und bevor dieser ohnehin schon hinkende Vergleich der Nagelpistole völlig auseinanderfällt, wĂĽnschen wir viel SpaĂź mit dem Newsletter! 

Gavin, Eva und das Team vom Journalismus Lab 

PS: Wir freuen uns sehr, dass seit November Gavin Karlmeier als freier Autor im Journalismus Lab dabei ist und uns mit seiner Expertise und Neugier auf Innovation in den Medien unterstĂĽtzt.

AuĂźerdem liest du in diesem Newsletter:

đź’ˇInterview mit dem Projektteam der kooperativen Journalismusplattform Vocca 
đź’»die Projekte der aktuellen Runde unseres Programms Media Innovation
🎧ausgezeichnete Beiträge beim Campusradio-Preis 2023
đź“ąVideo-RĂĽckblick zum Karrieretag MEDIENKARRIERE NRW

Aus unseren Programmen

Vocca – die kooperative Journalismusplattform aus NRW

Spotify für Journalismus, das ist die Idee der App Vocca. Seit zwei Jahren arbeitet das Team mit Beteiligten aus drei Unternehmen an dem Projekt. Das Ziel: eine Plattform zu entwickeln auf der private und öffentlich-rechtliche, lokale Audio-Informationen gebündelt und personalisiert ausgespielt werden. Wir haben mit Tobias Lammert und Dominik Lambertz aus dem Team über die Hintergründe und den aktuellen Stand gesprochen.

Mehr zum Projekt Vocca erfahrt ihr in diesem Interview


Media Innovation – Das sind die aktuellen Projekte im Programm

Seit drei Monaten arbeiten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen unseres Programms Media Innovation an ihren Innovationsprojekten. Die Bandbreite der Projekte reicht von einem „Prompt Book“ für konstruktiven Umgang mit KI, einer lokalen News-App mit personalisierten Inhalten sowie Sprach-Interface bis hin zu einer cloudbasierte KI-Plattform zur vollautomatischen Produktion von TV-Nachrichtensendungen.

Mehr Infos zu den einzelnen Projekten und Ihren Vorhaben haben wir fĂĽr euch auf hier und hier (Instagram)  zusammengestellt.


KI und Journalismus

Charta fĂĽr KI und Journalismus

Reporter ohne Grenzen und 16 weitere Journalismus-Verbände haben eine Charta mit 10 Regeln für den Umgang mit KI im Journalismus aufgestellt – darin geht es dem Verbund aber nicht darum, ganz pauschal generative künstliche Intelligenz zu verteufeln, sondern als Werkzeug und Teil der Arbeit von Journalist*innen – und damit auch ihre Folgen und die damit verbundenen Verantwortungen – anzuerkennen.

In dem Papier gibt es zehn zentrale Sätze, die die journalistische Arbeit mit kĂĽnstlicher Intelligenz umrahmen sollen. Dazu gehören: 

- Medien stellen das menschliche Handeln in den Vordergrund.
- Medienunternehmen sind immer für die Inhalte verantwortlich, die sie veröffentlichen.
- Im Journalismus wird eine klare Trennlinie zwischen authentischen und synthetischen Inhalten gezogen.
- Der Journalismus hält seine ethischen und wirtschaftlichen Grundlagen in der Zusammenarbeit mit KI-Organisationen aufrecht.

Nicht zuletzt die Streiks der Autorinnen und Autoren in Hollywood haben gezeigt, dass die Existenzsorge unter Contentschaffenden (wie sie Menschen im Journalismus auch sind) hinsichtlich der Möglichkeiten generativer KI groß ist. Aber auch die Sorge vor der Verbreitung von Desinformationen (ob beabsichtigt oder nicht), ist angesichts der vergangenen Monate berechtigt. Diese Charta möchte beidem Rechnung tragen: Wie kann der Journalismus von den Vorteilen moderner Technologien profitieren, ohne sich selbst abzuschaffen – ob wirtschaftlich oder gesellschaftlich.

Neue Ansätze wie Content Credentials, einer Technologie zur klaren Kennzeichnung der Herkunft von Bildern - bereits im Moment der Aufnahme und nicht erst später in der Software – könnten dem Journalismus in der Faktensicherung helfen – jetzt gibt es jedenfalls eine Grundlage dafür.

Hier gibt es die Charta zum Nachlesen


Deepfake und Journalismus

Zum ersten Mal musste der Regierungssprecher Steffen Hebestreit diesen Monat klar auf einen Deepfake Stellung beziehen.

Hintergrund war die täuschend-echte Fälschung eines Videos, in dem Bundeskanzler Olaf Scholz angeblich ankündigt, ein Verbot der AfD beim Bundesverfassungsgericht zu beantragen. Absender dieses Videos war das Zentrum für Politische Schönheit – ein Kollektiv von Aktionskünstlerinnen und -künstlern, die zum fünften Todestag des durch einen Rechtsextremisten ermordeten Politiker Walter Lübckes auf die “Bedrohung von Rechts” ein Zeichen setzen wollen. Das Video wurde auf einer Aktionsseite veröffentlicht, die die Ästhetik offizieller Regierungsseiten nachahmte – kurzum: Der Fake war für ungeschulte Augen erst auf den zweiten Blick als solcher zu entlarven.

"Zwischen echt und falsch zu unterscheiden, wird in solchen Fällen immer schwieriger”, sagt Regierungssprecher Steffen Hebestreit. Er hat in der Bundespressekonferenz am 27.11.23 angekündigt, rechtliche Konsequenzen wegen dieses Deepfakes zu prüfen.


Event-Recaps

Das war der Karrieretag MEDIENKARRIERE NRW

Gemeinsam mit der Landesanstalt fĂĽr Medien NRW haben wir im November zum einem ersten Karrieretag unserer Initiative MEDIENKARRIERE NRW eingeladen.

Mehr als 200 Studierende und Nachwuchstalente kamen bei uns im Haus zusammen und mit Medienunternehmen ins Gespräch. Bereichert wurde das Programm mit praktischen Workshops verschiedener Expertinnen und Experten aus der Branche. Danke an alle Partner und Teilnehmenden!

Hier gibt’s einen Video-Rückblick


Yeah - Das sind die ausgezeichneten Beiträge des Campusradio-Preises 2023

Die Preisträgerinnen und Preisträger des diesjährigen Campusradio-Preises wurden geehrt.
Gekürt wurde jeweils der beste Beitrag in den Kategorien „Moderation“, „Hochschule“, „Wissenschaft“, „Musik“, „Podcast“, „Innovative Hörer*inneninteraktion“, „Bester Beitrag unter 4 Minuten“ sowie "Sonderpreis der Jury".

Mit dem Preis würdigt die Landesanstalt für Medien NRW Nachwuchstalente in der NRW-Medienlandschaft und motiviert zur Mitarbeit am attraktiven und vielfältigen Medienstandort NRW.

Hier findet ihr alle prämierten Beiträge


Termine fĂĽr Deinen Kalender

Am 28. Dezember 2023 lädt der Deutsche Journalisten-Verband zu ihrem offenen, virtuellen KI-Stammtisch via Zoom ein.

Am 13. Januar 2024 lädt das MediaLab NRW zum #MediaCampNRW 2024 nach Duisburg ein.

Am 31. Januar 2024 lädt das Bonn Institute zum Tagesworkshop „Mental Health im Journalismus“ nach Bonn ein.

© 2023 Journalismus Lab der Landesanstalt für Medien NRW